Ghetto Akademie: In My Room
Interaktive Soap-Opera an der UdN Ein Projekt von Katharina Oberlik Die Beteiligten erfinden und spielen ihre Rollen selbst, Fiktives vermischt sich mit Realem, gesellschaftspolitische „Problemfelder“ werden zu aktiven Möglichkeitsräumen. “In my Room” lädt zu einem Prozess ein, dessen Ausgang offen ist. Aus dem Wollen vieler Akteure wird eine gemeinsame Handlung: Die Produktion einer Soap-Opera. Soap-Operas haben neben einem schlechten Ruf als Trivial-Berieselung noch deutlich mehr zu bieten: sie schaffen gemeinsame Erlebnisse. In vielen Kulturen werden Soaps produziert und von einer großen Öffentlichkeit rezipiert. Das Gucken von Soaps schafft Rituale, die Teilnahme am Leben der Fernsehfiguren gehört zum Alltag – und das beinahe auf der ganzen Welt. Wilhelmsburg als multi-ethnischer und multi-kultureller Stadtteil ist prädestiniert dafür, eine eigene Soap mit Darstellern aus verschiedenen Kulturen zu produzieren. Wer meint, zu kurz zu kommen, muß sich stärker einbringen. Die Serie hat keinen konkreten Plot, keinen roten Faden, keine Message. Die Produzenten greifen die Themen der Darsteller auf, erweitern oder verfremden sie und rufen den Darstellern Handlungsvorschläge zu. Die Darsteller nehmen wiederum das Material der Produzenten auf und setzen es um – oder machen es zu ihrem eigenen Ding. Keine Zeile wird geschrieben, kein Text abgelesen. Die Akteure behalten die Kontrolle über ihre Person. Gäste werden blitzschnell in die Szenen eingebaut. Ein Take und that´s it. Gedreht wird ausschließlich in einem einzigen Zimmer, My Room ist mein Wohnzimmer, mein Schlafzimmer, mein Privatraum, mein Leben.Das gefilmte Material wird geschnitten und so wöchentlich eine Folge produziert. In Kombination mit Leckerein aus der Kulturküche wird die neueste Folge gemeinsam in der UdN angeschaut und diskutiert. Daraus ergeben sich diverse Handlungsstränge, die in den kommenden Folgen ausgearbeitet werden. Kunst und Leben fließen in die selbstbestimmte Dramaturgie der Soap: akademische Debatten werden zu direkten Konflikten, wenn der IBA-Mann von der Jugendgang entführt und gepeinigt wird oder die Barbetreiber aus der Elfenbeinküste eine Anti-Elbsprung-Kampagne initiieren. Alles nur fake? Oder wird in der Soap eine Entwicklung vorweg genommen? Wer inszeniert hier eigentlich wen? |